Charakterfragen Hier hab ich mal was tolles Gefunden. Und möchte es Euch nicht vorenthalten
Von der Kunst einen Charakter zu erschaffen
Um einen Charakter für Vampire zu Erschaffen sollte man sich Antwort auf einige Fagen überlegen. Wenn man sich Gedanken über diese Fragen gemacht hat, verleiht das dem Charakter Tiefe und hilft dem Spieler und der Spielleitung einzuschätzen wie sich der Charakter in verschiedenen Situationen verhalten müsste. Die Fragen müssen keinesfalls alle der Spielleitung beantwortet werden, aber man sollte sich wenn man eine Idee für einen Charakter hat dennoch Gedanken machen, ob nicht noch etwas anderes für seine Entwicklung wichtig gewesen sein könnte.
Inhalt: Die Geburt, die Kindheit und die Erziehung Das Erwachsenwerden und Leben als Erwachsener Der Kuss, das Werden und der Verlust der Menschlichkeit Das Unleben Was man sonst noch festlegen sollte ! Tipps und Hinweise Ich bin ein Monster - Nachwort
Die Geburt, die Kindheit und die Erziehung
Diese Zeit entscheidet fundamental über das spätere Leben eines Menschen. Hier werden die Weichen für fast alle späteren Ereignisse gestellt. Natürlich muss man diese Betrachtungen vor den historischen Hintergrund machen. Ein Vampir war im letzten oder gar vorletzten Jahrhundert ein Mensch, je nach Heimatregion und gesellschaftlichem Stand kann das mit einigen Problemen verbunden sein. Notfalls sollte sich der Spieler ein wenig über die entsprechende Zeit informieren, Sachbücher und das Internet helfen.
1. Wo wurde der Charakter geboren ? 2. Welches verhältnis hat er zu seiner Heimat ? 3. Wer waren die Eltern ? 4. Welchem gesellschaftlichen Stand gehörte man an ? 5. Hatte er/sie Geschwister ? 6. Gab es weitere Familie (Onkel, Tanten, Cousins...) ? 7. Hatte er Freunde ? 8. Was ist aus diesen Leuten geworden ? 9. Was waren die prägenden Ereignisse in der Kindheit ? 10. Wie war die Erziehung ? 11.Wurde ein Beruf erlernt ?
Das Erwachsenwerden und Leben als Erwachsener
Je nach dem in welcher Zeit und unter welchen gesellschaftlichen Randbedingungen der Charakter großgeworden ist entwickelt beginnt das Erwachsenwerden früher und endet abrupter. Vor zweihundert Jahren war man bereits als Teenager erwachsen. Was sich der Charakter in dieser Zeit aufbaut und erarbeitet oder eben nicht erreicht, weil er nie die Chance hatte, ist das was er verliert wenn er den Kuss empfängt. Das ist ein häufig unterschätzter Punkt. Der Vampir ist ein Raubtier unter ahnungsloser Beute, doch er war auch mal ein Mensch und nun kann er nicht mehr zurück. Das kann schmerzend sein, oder ein Befreiung; niemals jedoch lässt es einen Charakter kalt.
1. Welche Arbeit hat der Charakter ergriffen ? 2. Was wurde aus seinen Eltern und Freunden ? 3. Welche Ziele hatten der Charakter ? 4. Welche Träume hatten der Charakter für sich, seine Karriere, sein Leben ? 5. Welche Ziele konnte er erreichen ? 6. War er oder sie verliebt oder verheiratet ? 7. Hatte er oder sie Kinder ? 8. War er oder sie zufrieden oder gar glücklich ?
Der Kuss, das Werden und der Verlust der Menschlichkeit
Ein Vampir zu werden ist nicht gewaltiger Einschnitt in das Leben des Charakters, es ist das Ende des Lebens des Charakters. Alles was vorher sein Leben war, ist nun zu Ende und ihm bleibt nur die Erinnerung. Was folgt ist eine Zeit des Verlustes; Verlust der Familie, Verlust der Wärme im eigenen Körper, Verlust der Wärme der Sonnenstrahlen auf der Haut, Verlust der eingen Autonomität. Als Kind ist man ein Nichts, ein Erzeuger besitzt einen, ganz egal welche Art der Ausbildung man erfährt. Dies kann für einen Charkter, je nachdem wie er aufgewachsen ist, normal sein oder eine Qual.
1. Wer ist der Erzeuger ? 2. Warum hat er den Charakter ausgewählt ? 3. Hat er dem Charakter die Wahl gelassen ? 4. Ist der Erzeuger ein strenger Lehrmeister oder ein väterlicher Mentor;ein gnadenloser Schinder oder eine höhere Macht mit Befehlen wie göttliche Gebote ? 5. Und wie verändert das Vampirsein den Charakter ? 6. Wann tötet er das erstemal ? 7. Unter welchen Umständen ? 8. Findet er Gefallen am Geschmack des Blutes ? 9. Welche Erfahrungen macht er mit dem Tier ? 10. Was wird aus den Menschen in seiner Umgebung ?
Das Unleben
Und dann stellen sich die Fragen, was der Charakter noch so getan hat. Bei Neugeborenen ist das ehr weniger, dennoch gibt es ein paar Fragen.
1. Wie lange dauerte die Ausbildung ? 2. Wann und wo wurde der Charakter von wem freigesprochen ? 3. Was hat der Charakter seitdem getan ? 4. Wie ist das Verhältnis zu seinem Erzeuger nun ?
Außerdem gibt es einige allgemeine Fragen:
1. Was hält der Charakter von der Camarilla ? 2. Was hält er von den einzelnen Clans ? 3. Was hält er von den Menschen ? 4. Was hält er von Gewalt ? 5. Wie ist seine Einstellung gegenüber Gott ? 6. Was hält er von der Welt ?
Was man sonst noch festlegen sollte !
Es gibt dann noch ein paar andere Dinge.
1. Wo wohnt der Charakter ? 2. Was fährt er für einen motorisierten Untersatz, wenn überhaupt ? 3. Hat er eine Identität unter den Sterblichen ? 4. Welche paranoiden Sicherheitsmaßnamen trifft er ?
Tipps und Hinweise
Diese Tipps stammen u.a. vom Vampire-Hauptautor Justin Achilli und wurden von Andreas "AAS" Schroth aus dem englischen übertragen.
Spiele niemals ein Mitglied einer Kultur oder Subkultur, die du nicht verstehst, selbst wenn diese gerade im Trend liegt. Ganz BESONDERS wenn diese gerade im Trend ist. Also lieber Hände weg von Roma, Indianern, Kelten... lass es einfach.
Stell deinen Charakter nicht anhand der Grundhaltung seines Clanes auf. Sogar Assamiten hatten einen Arbeitsplatz vor ihrer Erschaffung. Justin Achilli gibt folgenden Tipp: Charaktere sind zuerst Menschen, dann Vampire, dann Clansmitglieder, dann Sektenmitglieder. Folge diesem Prinzip.
Mache deinen Charakter einzigartig durch seine Persönlichkeit, nicht seine Deko. Ausrüstung, Kräfte, Clan oder sonstige äußerlichkeiten definieren den Charakter nicht, sondern sollten sich natürlich aus dem zentralen Konzept des Charakters quasi von alleine ergeben – nicht umgekehrt.
Stelle etwas dar, statt es zu erzählen (Show, don’t tell). Dein Charakter soll nicht jedem erst erzählen, dass er früher ein Professor an der Uni war. Die anderen Spieler sollten das auch ohne deine Erzählungen bemerken können.
Nach der allgemeinen Erfahrung kann kaum jemand Militär-Charaktere wirklich darstellen. Es ist nichts übles daran, eine Person mit Militärhintergrund zu spielen, aber reduziere den Charakter nicht darauf. Auch Militärs haben Hobbies, Freunde, Interessen. Missbrauche nicht das Label “Militär”, um eine Ausrede für hohe Kampffertigkeiten zu haben (ein Infanterist in der Welt der Dunkelheit z.B. hat gerade mal Nahkampf o, Fernkampf oo oder ooo). Wenn du einen Militärcharakter spielen willst, konzentriere dich auf den Menschen hinter dem Militär und wie sein Beruf sein Denken beeinflusst hat, aber mach ihn nicht zu einem 2D-Abziehbild von einem der Jungs aus Platoon (gilt im übrigen analog auch für Mafia-Charaktere und eigentlich alle gewaltfokussierten Konzepte). Vampire mit Militärhintergrund sind immer Ex-Militärs, da sie als Vampire nicht im regulären Militär länger tätig sein können (Militärs sind nachts und tagsüber aktiv). Dieses im Hinterkopf, ist nicht einzusehen warum ein Militärcharakter leichter als sonst irgendjemand an ein M16 herankommen sollte. Also Abstand vor militärischen Ausrüstungsgegenständen, Militärhintergrund hin oder her.
Wenn du einen Charakter aufstellst, beginne beim Menschen. Beschreibe seine Geschichte als Sterblicher, seine Familie, seine Freunde, wie gut er in der Schule war, alles, was du jemandem über dich erzählen würdest, dem du ermöglichen möchtest, eine Vorstellung von deiner Person und Motivation zu bekommen. Behalte außerdem im Hinterkopf, dass Kandidaten für die Erschaffung durch einen Vampir in den allermeisten Fällen irgendeine außergewöhnliche Eigenart haben. Vampire erschaffen keine abgeschlafften Hausmeister aus Unterursel. Die Erschaffung ist ein rares Geschenk – auch für den Erschaffer – und dieser sollte eine überzeugende Motivation haben, ausgerechnet deinen Charakter als Kind auserwählt zu haben.
Erforsche den Hintergrund deines Charakters und lege dir wo nötig Hintergrundwissen zu. Das betrifft sowohl die Zeit, in der der Charakter gelebt hat (was dachten die Menschen damals? Welche sozialen und ethischen Werte- und Moralvorstellungen herrschten?), als auch den Ort und die Kultur, der er entstammt. Wenn dein Charakter ein Seiner-Zeit-vorausseiendes-Genie-der-Hermatologie-der-durch-die-Assamiten-erschaffen-wurde-um-den-Blutfluch-zu-bezwingen-und-der-nun-keine-Ahnung-hat-was-er-mit-seinem-Leben-anfangen-soll ist, lege dir genug Wissen zu, um diese Rolle auch überzeugend darstellen zu können.
Du bist, wen du kennst. Hintergrund-Punkte sind nicht nur Flecke auf dem Charakterbogen, es sind Aufhänger für Plots. Deine Aufgabe besteht darin, ein “supporting cast” für deinen Charakter aufzustellen: Familie, Bekannte, Freunde und Kontakte, die zu deinem Charakter passen und ihm ein soziales Umfeld geben, in dem er sich bewegt und das mit ihm interagiert. Versuche dieses Umfeld auch interessant für deine SL zu machen – interessante Geschichten und Verwebungen generieren auch dort weitere Ideen, und je besser und interessanter deine Vorarbeit ist, desto besser wird auch der Plot, den die SL dir damit auf den Leib schneidert.
Nicht jeder Malkavianer läuft mit Zwangsjacke herum. Dito mit Teddybär. Nicht jeder Giovanni ist ein Mafioso, nicht jeder Mafioso ist ein Giovanni. Keine Indianer-, Zigeuner- oder Kelten-Gangrel. Dass du Dominate als Clansdisziplin hast bedeutet noch lange nicht dass du 8. Generation bist. Dass du Tremere Neonate bist heißt noch lange nicht dass du Thaumaturgie 5 hast, selbst wenn du die Punkte hättest, dir dies zu kaufen. Dass die Tremere zusammenhalten heißt noch lange nicht dass sie befreundet sind. Jeder Tremere ist der schärfste Konkurrent seines Bruders.
Immer daran denken. Bitte vermeide Trenchcoats. Bitte vermeide schwarze Trenchcoats. Bitte vermeide schwarze Trenchcoats und Katanas. Bitte vermeide schwarze Trenchcoats, Katanas und langes, zum Pferdeschwanz zusammengebundenes Haar.
Vermeide Meister fernöstlicher Kampfkunst ohne auch nur den geringsten Punkt in Etikette, Handwerk, Autofahren etc. Meister der Kampfkunst bestehen aus mehr als nur Punkten auf Schleichen, Nahkampf, Ausweichen und Karate.
Bitte vermeide “Toughe Konzepte” wie Special Forces, Navy Seals, Profikiller etc. Du wirst dich zu Tode langweilen und veralbert werden. Glaub mir.
Eine coole Waffe macht noch keinen coolen Charakter. Kein Charakter hat verwandtschaftliche Verbindungen zu Werwölfen, Magiern oder Wechselbälgern.
Vermeide die Namen “Duncan”, “MacLeod”, “Blade”, “Lestat”, “Fox”, “Nick”, “Knight”, “Bela”, “Vlad” für deinen Charakter. Wenn du es je wagen solltest, eine dämliche Aktion mit den Worten “Okay, aber ich bin ein Malkavianer / Sabbatianer / Toreador (whatever)” zu entschuldigen, fällt eine brennende Klavierfabrik auf dich.
Sollte dein Name oder dein Pseudonym eines der folgenden Worte enthalten, fällt dein Charisma und Status auf Null, weil die Leute sich über dich kaputtlachen: “Dark”, “Raven”, “Death”, “Black”, “Mort”, “Blood”, “Star”.
Ich bin ein Monster - Nachwort von Andreas AAS Schroth
Ich bin ein Monster!
Am ein oder anderen Punkt wird es dir – gerade als Neonate – passieren, dass du dich und deinen Charakter als unmächtig, unmächtig und klein fühlst. Dieser Effekt tritt im Spiel leider ab und an auf, und zwar besonders immer dann, wenn gerade kaum Ghule und gar keine Menschen gespielt werden. Wenn du beginnst, deinen Charakter nur innerhalb des Systems der Vampire wahrzunehmen, als impotenten Bauern in einem Spiel, als “Nichts-Könner”, vergegenwärtige dir die eigentliche Thematik des Spiels:
Du spielst einen echten VAMPIR. Du bist UNTOT. Du hast KRäFTE. Du trinkst BLUT. MEIN GOTT!
Was kann den krasser sein, als so ein Wesen zu spielen ? Bemiss dich nicht daran, was für heftigere Mächte “da draußen” existieren – das bleibt den Ahnen und Ancillae vorbehalten, die bereits Jahrhunderte als Vampir zugebracht und sich daran gewöhnt haben. Als Neonat aber ist deine Erschaffung praktisch gerade erst passiert – DEIN Bezugs- und Bemessungspunkt ist der MENSCH – und damit das Herz deines Charaktzerkonzeptes. Wer warst du ? Was ist aus dir geworden ?
Dies ist der Schlüssel deines ganz persönlichen Horrors, und das wahre Herz des Spiels. Politik und Intrige sind nur Beiwerk, nur Schmuck, nur Aufhänger und Anstoß für die Veränderungen in dir. Nimm diese Anregungen auf, aber beschränke dich nicht alleine auf sie – bei Vampire hast du die Chance, deinen Horror auf jede Art zu erleben. Im dekadenten Gehabe des Elysiums, den schwarzen Intrigen des Prinzenhofes, UND im Peitschen der Schüsse über dem Asphalt, und dem Heulen der geketteten Bestie in dir.
Und DU bist dein eigener Spielleiter. Dein eigener Führer in deine Welt der Dunkelheit. Dein eigener Moderator dieser größten Horrorshow der Welt – deinem verdammten Leben als Vampir.